Warmia und Mazury/Ermland und Masuren – Naturparadies im Nordosten Polens

Das Ermland und Masuren ist ein faszinierendes Land im Nordosten Polens, ein großes, vielfältigen, historisches und ethnografisch geprägtes Gebiet. Nicht nur durch eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt. Die Unterschiede treffen ebenfalls auf die Geschichte der Besiedlung und auf die ethnische und nationale Zusammensetzung der Bevölkerung zu.
Winter in Masuren
Die Natur
Diese dünn besiedelte Region wird häufig als das „Land der Tausend Seen“ bezeichnet. Insgesamt gibt es jedoch ca. 4000. Die zwei größten von ihnen sind der Spirdingsee (Jezioro Sniardwy: 113,8 km²) und der Mauersee (Jezioro Mamry: 104,5 km²). Beide liegen im Land der Großen Masurischen Seen. Ebenen wechseln mit sanften Hügeln ab, Felder, silberne Seen, zahlreiche Flüsse, Bäche und Kanäle, die miteinander verbunden, ein riesiges Wasserstraßennetz bilden. Aus touristischer Sicht die Route der Großen Masurischen Seen (88 km) sowie der Elbingkanal (Kanal Elblaski) am attraktivsten sind.
Die Masuren überbieten jedoch nicht nur hinsichtlich der riesigen Wasserfläche der zahlreichen Seen, sondern auch hinsichtlich der Bewaldung die anderen Regionen des Landes. Die Außergewöhnlichkeit der masurischen Landschaft führte vor 30 Jahren zur Gründung des Masurischen Landschaftsparks. Hier in den letzten Urwäldern Europas, auf einer Fläche von ca. 54.000 Hektar, einbezogen sind Teile des Spirdingsees, der Johannisburger Heide / Puszcza Piska und Teile des Flusses Krutynia, wurden 23 Naturreservate eingerichtet.
All dies schafft die ideale Voraussetzung für aktive Erholung. Sowohl die Masuren als auch Ermland sind ein Paradies für Segler und Kajak- und Radfahrer, für Reiter und Liebhaber von Waldspaziergängen sowie für Erholungssuchende. Auch im Winter hat dieses Land viel zu bieten: Schlittschuhlaufen, Eissegeln, Eissurfen auf den Masurischen Seen, moderne Rodelbahnen, Tauchen unter Eis oder Spuren der Wildtiere im Schnee beobachten. Nicht nur die schöne Landschaft und die zahlreiche Erholungsmöglichkeiten ziehen die Touristen hierher an. Von der langen und bewegten Geschichte dieser Region zeugen die Zahl und Art der Kulturdenkmäler, von den über 2500 Jahre alten Grabhügeln, altpruzzischen Burgen, geheimnisvollen Opfersteine und sog. „Steinweiben“ aus den heidnischen Zeiten, bis hin zu den zahlreichen Baudenkmälern des Mittelalters, der Renaissance und des Barocks.

Sehenswürdigkeiten:

Olsztyn/ Allenstein
Mit seinen 180 000 Einwohnern ist Olsztyn die größte Stadt in Ermland und Masuren und Sitz der Woiwodschaft. Es ist nicht nur eine moderne, reizvoll gelegene Universitätsstadt, sondern auch ein Ort, der auf seine über 650-jährige Geschichte zurückschauen kann. Man trifft hier viele Spuren der Vergangenheit und von ehemals berühmten Bewohnern. Die Architektur der Wehranlagen des 14. Jh. in Warmia/Ermland, einmalige Jugendstil-Gebäude aus dem 19. und 20. Jh., interessante Aufführungen, Konzerte und Ausstellungen trägt dazu bei, dass die Gäste gerne hierher kommen.

  • Burg des Domkapitels vom Ermland, Museum für Ermland und Masuren
  • Burgmuseum. Wechselnde Ausstellungen
  • St.-Jakobuskirche
  • Hohes Tor – mittelalterliches Backsteintor
  • Mittelalterliche Stadtmauern
  • Altes Rathaus, spätgotisch

Elblag/ Elbing
Diese zweitgrößte Stadt in Woiwodchaft Ermland und Masuren (125.000 Einwohner) liegt am gleichnamigen Fluss, nur wenige Kilometer vom Frischen Haff entfernt. Sie war einst die zweitgrößte Stadt im damaligen Ostpreußen. Wichtige Teile des stark zerstörten Zentrums wurden nach dem Kriege nach altem Vorbild wieder aufgebaut.

  • Die gotische St.-Nikolai-Kirche aus dem 13.-14. Jh.
  • Markttor aus dem 13. Jahrhundert
  • Marienkirche aus dem 13. Jh., heute Galerie der gegenwärtigen Kunst „Galerie EL“

Oberlandkanal, eine technische Meisterleistung aus dem 19.Jh.
Zur Überwindung von 100m Höhenunterschied auf der 81 km langen Strecke zwischen Elblag und Ostroda, hätten über 30 Schleusen gebaut werden müssen. Bei der von den Königsberger Baurat Georg Steenke schließlich realisierten Lösung überwinden die Schiffe auf 5 hügeligen Teilstrecken mit Hilfe von „Rollwagen“ oder auch „schiefen Ebenen“ genannt, durch Wasserkraft jeweils 21 m Höhenunterschied. Auch wenn der nach 8 Jahren Bauzeit 1852 vollendete Kanal durch die Erweiterung des Eisenbahnnetzes bald seine wirtschaftliche Bedeutung verlor, ist seine Anziehungskraft für Touristen dagegen ungebrochen.

Ketrzyn/ Rastenburg
Entstanden aus einer hölzernen Festung des Deutschen Ordens im Jahre 1329. Nach mehrmaligen Zerstörungen erhielt der Ort wegen seiner günstigen Lage am Fluß Guber (einem Zufluß der Alle), 1350 eine Stadtmauer. Der Ort bekam 1357 die Stadtrechte und hat heute etwa 31 000 Einwohner.

  • Gotische Wehrkirche St. Georg von 1359 mit wertvoller Kanzel und Hochaltar
  • Ordensburg aus der 2. Hälfte des 14 Jh. Ende des zweiten Weltkrieges teilweise durch einen Brand zerstört. Ab 1949 im gotischen Stil rekonstruiert. Heute beherbergt die Burg eine Bibliothek und ein Museum
  • Die neogotische St. Katharina Kirche und das neogotische Rathaus
  • Das Haus der Freimaurerloge, in dem sich das Deutsch-Polnische Kulturzentrum befindet

Wolfsschanze/ Führerhauptquartier bei Rastenburg
Tief in den Wäldern verborgen, liegen heute die Reste der Wolfsschanze. Hitler gab den Befehl zum Bau seines Führerhauptquartiers, in der Nähe der Stadt Rastenburg, im Jahr 1940. So entstanden sieben massive Bunker mit Wandstärken von über 10 Metern, unzählige leichte Bunker und Wohngebäude für über 2000 Offiziere und Mannschaften. Die Anlage verfügte über einen Bahnanschluss, zwei Flughäfen, Sperrkreise, umfangreiche Minengürtel und kilometerlange Stacheldrahtzäune. Hier fand am 20 Juli 1944 das gescheitete Attentat auf Adolf Hitler statt.

Reszel/ Rössel
Auch hier, an der Grenze des ehemaligen Ermlandes zu Masuren, bauten einst die Bischöfe im 14. Jh. eine Ordensburg, die mit den Jahren langsam verfiel. Teilweise sogar als Gefängnis benutzt, ausgebrannt, die Burggräben zugeschüttet, erfolgte eine Grundsanierung in den fünfziger Jahren des 19.Jahrhunderts. In der restaurierten Anlage befindet sich eine Galerie für zeitgenössische Kunst und ein Hotel. Der Turm der Burg kann bestiegen werden.

  • Hervorragend erhaltene mittelalterliche Altstadtanlage
  • Marktplatz mit schönen Bürgerhäusern
  • Rathaus von 1815

Swieta Lipka/ Heilige Linde
Zwischen Reszel/ Rössel und Ketrzyn/ Rastenburg befindet sich eine prächtige barocke Wallfahrtskirche mit angebautem Kloster. Diese dreischiffige Basilika gilt als eine der prunkvollsten Kirchen im nördlichen Polen. Swieta Lipka ist einer der wichtigsten Orte der Marienverehrung in Polen und wird jährlich von Zehntausenden von Pilgern besucht. Anziehungspunkt für Touristen sind die kurzen Konzerte auf der weit über die Region berühmten Orgel. Das Instrument hat 40 Register und ca. 4000 Pfeifen und außerdem bewegen sich zahlreiche Figuren während des Spiels.

  • Erbaut 1687/1693 von Georg Ertly (geboren in Tirol)
  • Prächtige Wandmalereien von Matthias Meyer
  • Orgel von 1721, von Josua Mosengels. Umbau 1905
  • Hauptaltar von K. Peuker, 1712/1714

Gizycko/ Lötzen
In dieser strategisch günstig auf einer Landenge zwischen dem Löwentinsee/ Jezioro Niegocin und Kissainsee/ Jezioro Kisajno gelegenen Stadt, errichteten die Ordensritter hier im 14 Jh. eine Burg. Noch im 1.Weltkrieg spielte die Stadt durch die nahe gelegene Festung Boyen eine wichtige Rolle, da hier der Vormarsch der russischen Armee gestoppt wurde. Lötzen mit seinen 30 000 Einwohner ist die größte Stadt an der Masurischen Seenplatte. Im Sommer dank seiner malerischen Lage verwandelt sich in einen florierenden Urlaubsort. Der große Yachthafen, die lange Hauptstraße und ein vielbesuchter Basar laden zum Bummeln ein. Als Stützpunkt der Weißen Flotte, Ausgangsort zu Ausflügen in das Umland und Veranstalter von vielen Sommerfestivals, ist die Stadt heute ein vielbesuchter Ort. Schiffsausflüge führen von hier u.a. nach Mikolajki/ Nikolaiken sowie nach Sztynort/ Steinort, wo die Reste des Schlosses der Familie Lehndorf f zu besichtigen sind.

  • Schwenkbrücke über dem Verbindungskanal
  • Flügel einer Deutschordensburg aus dem 15. Jh.
  • Feste Boyen, darin ein Museum
  • Ev. Pfarrkirche (Schinkel)


Mragowo/Sensburg

Diese Stadt (20.000 Einwohner) liegt westlich der großen Masurischen Seen und ist ein wichtiges touristisches Zentrum. Rings um gibt es 18 Seen. Jedes Jahr Ende Juli findet im Amphitheater von Mragowo ein internationales Country-Fest statt. Es ist in ganz Mittel- und Osteuropa das größte Festival der Country-Musik. Unweit der Stadt gibt es einen kleinen Flugplatz, von dem Rundflüge angeboten werden. Im nahe gelegenen Ort Sadry befindet sich ein masurisches Bauernmuseum, das von einer der wenigen dort verbliebenen ostpreußischen Familien geführt wird.

Wojnowo/ Eckertsdorf
Das Ort ist vor allem durch die russischen Altgläubigen bekannt, die die Reformen des Patriarchen Nikodem in der Orthodoxen Kirche im 17. Jh. nicht anerkannt hatten. Am Anfang des 19. Jh. kamen sie nach Masuren. Am südlichen Rand des Dorfes haben sie in der Mitte des 19. Jh. eine Klosteranlage errichtet. Um den Klosterhof herum liegen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und auf einem Seezipfel dahinter kann man einen kleinen Friedhof mit alten Grabkreuzen sehen. Im Dorfinneren steht eine märchenhafte Kirche mit den Kuppelhelmen und in der Dorfmitte ein Gotteshaus. In seinem Inneren sind der Ikonostas und die bunten kleinen Kissen auf den Bänken besonders sehenswert.

Mikolajki/ Nikolaiken
Das einstmals kleine Fischerdorf Mikolajki bekam erst 1726 die Stadtrechte und wird von seinen Bewohnern „Venedig des Nordens“ genannt. Malerisch zwischen dem Mikolajki See und Talty See gelegen ist diese kleine Stadt (ca. 4 000 Einwohner) das bedeutendste Wasserzentrum Masurens geworden. Die schön ausgebaute Uferpromenade, Souvenirläden, Boutiquen und Cafés, die sich in den neuen Häuser mit Fachwerk und aus Backstein befinden, sowie das nahe gelegene „Seglerdorf“ mit seinen Tavernen laden zum bummeln ein. Eine Besonderheit in der Stadt ist das Lyzeum Marion Dönhoff – in Ostpreußen geborenen Gräfin, der hier 1994 das Patronat über eine private Schule angeboten wurde. Nur wenige Kilometer von Mikolajki entfernt am Jezioro Luknajno/ Luknainer See, befindet sich Europas größtes Reservat für Wildschwäne. Zur Brutzeit befinden sich über 1800 Schwäne auf dem flachen See.

Elk/ Lyck
Die schöne, am Ufer des Lycker Sees gelegene Stadt (60 000 Einwohner) wurde im Krieg stark zerstört, präsentiert sich aber heute wieder sehr ansehnlich. In den Straßen beherrschen Bürgerhäuser aus dem 19. Jh. (Jugendstilfassaden) und lieblose Betonarchitektur aus der Zeit nach 1945 das Bild. Wahrzeichen ist auch heute noch die nach dem ersten Weltkrieg wieder aufgebaute Kathedrale. Auf der kleinen Schlossinsel befand sich eine Ordensritterburg. Von der alten Burg (Festes Haus, von 1398) ist allerdings kaum noch etwas vorhanden. Der jetzige Bau ist aus dem 19.Jahrhundert und diente lange Jahre als Gefängnis. Am Ufer des Elckie-Sees wurde eine Promeniermeile angelegt. Hier entstanden in den letzten Jahren viele neue Häuser, die harmonisch der alten Bausubstanz angepasst wurden, sowie zahlreiche Restaurants, schwimmende Biergärten und elegante Butiken.
Hauptattraktion von Elk/ Lyck ist die Schmalspurbahn, über die schon in dieser Stadt geborene Siegfried Lenz, geschrieben hat. Die alte Dampflok ist in der Sommersaison immer noch unterwegs und benötigt für die rund 20 km lange Strecke von Elk bis Zawady Tworki eine gute Stunde. Eine 30 km lange Tour führt nach Turowo, durch Wälder, kleine Dörfer und vorbei an glasklaren Seen. Die Bahn wurde ursprünglich zwischen 1910 und 1917 in Betrieb genommen. Start der Touren ist im 1913 erbauten Bahnhof von Elk, der heute auch als Eisenbahnmuseum genutzt wird.

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