Wroclaw/Breslau – die Hauptstadt Niederschlesien
Mit 640.000 Einwohnern ist Wroclaw die viertgrößte Stadt Polens und Verwaltungszentrum der Wojewodschaft Niederschlesien. Die Stadt an der Oder ist ein wichtiges Wirtschafts- und Wissenschaftszentrum. Im Jahr 2000 feiert Wroclaw die Gründung des Bistums vor genau 1000 Jahren.
Sehenswürdigkeiten:
Bedeutendstes Baudenkmal ist das gotische Rathaus am Marktplatz, Rynek. Es wurde im 13. Jahrhundert begonnen und bis zum 16. Jahrhundert immer wieder um- und ausgebaut. Die Ostfassade schmückt eine astronomische Uhr aus dem Jahr 1580. An der Südseite findet sich der Eingang zur Piwnica Swidnicka, dem historischen Schweidnitzer Bierkeller.
Den alten Markt und den benachbarten Salzmarkt, Plac Solny, umgeben schöne Bürgerhäuser, die im gotischen und barocken Stil wieder aufgebaut wurden. Die Maria-Magdalena-Kirche am Markt stammt aus dem 14. Jahrhundert, das wertvolle romanische Portal ist noch 200 Jahre älter.
Die Dominsel, Ostrow Tumski, gilt als der älteste Teil der Stadt. Spuren einer ehemaligen Fürstenburg stammen aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Heute finden sich dort mehrere sehenswerte Sakralbauten. Der zweitürmige Johannesdom entstand zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert, die St. Ägidienkirche und die Kirche St. Martin reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück.
Auf der benachbarten Sandinsel, Wyspa Piaskowa, befindet sich die Kirche St. Maria auf dem Sande. Sie entstand im 14. Jahrhundert und besitzt einige wertvolle gotische Altare. Die kunstvoll ausgemalte Leopoldina-Aula im Hauptgebäude der traditionsreichen Universität gilt als einer der wertvollsten Barockräume Polens. Sie kann besichtigt werden.
Außerhalb des Zentrums, an der Straße Zygmunta Wroblewskiego entstand 1913 die von Max Berg entworfene Jahrhunderthalle mit der damals größten freischwebenden Kuppel der Welt. Sie bietet Platz für 20 000 Menschen. Unweit davon befindet sich das 1929 im Bauhaus-Stil entworfene Wohnviertel Sepolno.
Wroclaw verfügt über eines der bedeutendsten jüdischen Gotteshäuser in Polen, die Synagoge „Zum Weißen Storch“ , sowie einen großen Jüdischen Friedhof.
Wer die letzte noch verbliebene Synagoge in Wroclaw/Breslau besichtigen möchte, muss erst ein wenig suchen: Sie liegt abseits der Straße in einem großen Innenhof. Und gerade dieser Lage verdankt sie ihre heutige Existenz, denn in der so genannten Reichskristallnacht blieb sie nur deshalb vor Zerstörungen verschont, weil man befürchten musste, dass die Flammen auf die Nachbargebäude überschlagen. Nach Jahre langem Leerstand in der Zeit des Kommunismus wurden die schlimmsten Schäden beseitigt und die frühere Pracht lässt sich zumindest wieder erahnen.
An die ehemals bedeutende Jüdische Gemeinde in Breslau erinnert heute noch der Jüdische Friedhof im Süden der Stadt, auf dem bedeutende Kaufmannsfamilien wie die Wertheims ruhen, aber auch der deutsche Arbeiterführer Ferdinand Lassalle. Drei Synagogen und zahlreiche Geschäfte wurden von den Nazis 1938 zerstört. Nur die von Carl Gotthold Langhans 1829 erbaute Synagoge „Zum Weißen Storch“ überdauerte im Schutz ihrer Nachbargebäude die Nazizeit. Der klassizistische Bau galt früher als zweitgrößte und schönste Synagoge in Deutschland.
Bis 1968 konnte die stark dezimierte Jüdische Gemeinde von Wroclaw die Synagoge in der ul. Wlodkowica 7/9 noch für ihre Gottesdienste nutzen. Danach wurde sie auf offizielle Anordnung geschlossen. Der Bau wechselte die Besitzer, wurde aber fast drei Jahrzehnte lang nicht mehr genutzt und verfiel zusehends. Der Putz fiel ab, die Fenster und der Aufgang zur Empore waren zerstört, Deckenbalken verfault, das Dach teilweise eingestürzt.
Nach den politischen Veränderungen in Polen erhielt die Jüdische Gemeinde ihren Besitz zurück, 1996 wurde mit ersten Sicherungsarbeiten an der Synagoge begonnen. Zwei Jahre später fand zur Erinnerung an die Pogromnacht von 9. November1938 ein Gottesdienst in der Synagoge statt. Die Gäste, darunter auch zahlreiche Prominente, standen damals unter freiem Himmel. Erst später wurde das Dach wieder geschlossen. Auch der Fußboden und Teile der Innenwände wurden – zum Teil mit Geldern der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit – erneuert.
Noch heute umgibt ein großer Bauzaun das klassizistische Gebäude. Doch für aufwändige Arbeiten wie die Renovierung der stark zerstörten Außenfassade oder des Badehauses im Keller fehlt der Gemeinde das Geld. Rund drei Millionen Dollar sind nach Angaben aus der Gemeinde für die umfangreichen Arbeiten erforderlich. Doch immerhin: Es ist wieder Leben in das Gebäude eingekehrt. Regelmäßig finden Musik- und Theateraufführungen statt. Musik erklingt dort in den Wintermonaten jeden letzten Sonnabend im Monat, in den Sommermonaten wöchentlich – jeweils kurz nach Sonnenuntergang. Feste Besichtigungstermine gibt es nicht, aber im benachbarten Büro der Jüdischen Gemeinde kann man recht unkompliziert einen Termin vereinbaren. Im Inneren vermittelt eine kleine Fotoausstellung einen Eindruck vom Zustand des Hauses vor Beginn der Bauarbeiten.
Rings um die Synagoge hat sich wieder ein bescheidenes jüdisches Leben entwickelt. Dort gibt es seit einigen Jahren auch wieder eine Jüdische Schule. Der Gemeinde von Wroclaw und Umgebung gehören heute immerhin wieder rund 300 Familien an, sehr viel mehr sogar als in Krakau, aber zu wenige, um die mächtige Synagoge zu füllen. Die normalen Gottesdienste finden deshalb in einer ehemaligen Talmud-Schule statt.
Die Synagoge „Zum Weißen Storch“ befindet sich im Hof der ul. Wlodkowica 7/9, inmitten des ehemaligen jüdischen Viertels der Stadt, nur wenige Minuten Fußweg vom Marktplatz entfernt. Der Jüdische Friedhof mit seinen mehr als 10.000 Grabsteinen liegt südlich des Stadtzentrums an der ul. Slezna 113. Geöffnet ist er sonntags ab 12 Uhr.
Die Studentenstadt ist mit seinem großen Angebot an Klubs und Kneipen auch für junge Gäste attraktiv.
Gourmets und Szenegänger haben es in Wroclaw leicht. Denn fast alle interessanten Restaurants, Cafés, Bars und Klubs konzentrieren sich in der restaurierten Altstadt. Rund um den Rynek, den alten Marktplatz, treffen sich nicht nur die Touristen. Hier haben auch die Breslauer ihre Lieblings-Lokale. Für Neuankömmlinge gibt es allerdings erst einmal die Qual der Wahl, denn das Angebot ist kaum zu überblicken.
Der Tag beginnt mit einem guten Frühstück. Hierfür bieten sich neben den vielen Hotels die Kaffeehäuser am Rynek an. Eine gute Adresse ist zum Beispiel das „Pod Gryfami“. Holzvertäfelungen, Kerzenlicht und alte Stadtansichten an den Wänden sorgen für eine nostalgische Atmosphäre. Eher mediterran wirkt hingegen der Innenhof. Mehr als 20 Sorten Kaffee werden ausgeschenkt, dazu gibt es belegte Brote und weitere Frühstücksangebote.
In den Sommermonaten bilden Terrassencafés und -kneipen mit ihren bunten Schirmen einen doppelten Ring um den Marktplatz: der innere verläuft um das Rathaus und die ehemaligen Tuchhallen, der äußere entlang der vier Seiten des Rynek mit seinen farbenfrohen Bürgerhäusern. Wo man sich nieder lässt, um bei einem Bier oder Kaffee dem bunten Treiben auf den Straßen zuzuschauen, das hängt eigentlich nur davon ab, ob man lieber in der Sonne oder im Schatten sitzen möchte.
Schwieriger wird die Wahl, wenn sich der Magen meldet. Soll es polnisch, italienisch, mexikanisch oder vielleicht orientalisch sein, mit oder ohne Fleisch, preiswert oder exklusiv? Um es vorweg zu nehmen: Es findet sich für jeden etwas. Hier all die Spezialitätenlokale zu nennen, würde den Rahmen sprengen, verwiesen sei deshalb auf den ausführlichen Führer „Tu i ówdzie“, der jährlich aktualisiert wird und in der örtlichen Touristeninformation zu erwerben ist. Zwei Restaurants sollen dennoch hier erwähnt werden, denn beide nehmen für sich in Anspruch, die beste Küche in Wroclaw – und weit darüber hinaus – zu haben.
Da ist einmal das „Massimo“ in der wunderschönen Passage „Unter der blauen Sonne“ am Rynek. Verzierte Holzdecken, warme Wandfarben, gedämpftes Licht und Kerzenschein geben eine stimmungsvolle Atmosphäre. Inhaber Marek Szczerba bietet seit gut einem Jahr „stilechte italienische Küche“ – und das bedeutet für ihn „frisch, schmackhaft und einfach“. Italienische Köche bereiten alle Gerichte `a la carte zu, wer daran zweifelt, kann ihnen durch große Glasfenster von außen zuschauen. Qualität hat ihren Preis, zumal italienischen Zutaten viel teurer als in Deutschland sind, wie Marek Szczerba beklagt. So liegen die meisten Hauptgerichte zwischen 10 und 20 Euro. Doch die Ausgabe lohnt sich.
Ähnlich ist die Preislage beim Lokalrivalen. Das „Splendido“ in der traditionsreichen Einkaufsstraße ul. Âwidnicka vereint auf seiner Karte das Mittelmeer von Spanien über Frankreich bis Griechenland. Betritt man den Vorraum mit dem kleinen Springbrunnen, wähnt man sich bereits in südlichen Gefilden. Das Restaurant ist mit viel Holz auf rustikal getrimmt, Knoblauchzöpfe, Pfefferschoten und Schinken verstärken den mediterranen Eindruck. Die Speisekarte reicht von „Foie Gras aus Gänseleber mit Ahorn-Moosbeeren-Konfitüre“ bis zu „Lammrücken im Thymiankleid“ oder „Dorade `a la Catalunya“.
Ein drittes Lokal verdient Erwähnung. Zum einen, weil es schon Kultstatus besitzt: Die Bar Wegetarianska „Vega“ am Rathaus war vor zehn Jahren das erste vegetarische Lokal in Polen. Zum anderen, weil es für ein SB-Restaurant hervorragende Qualität bietet. Verwendet werden nur Zutaten aus ökologischem Anbau. Die Auswahl ist groß, der Preis von vier bis fünf Mark für Hauptgerichte unschlagbar günstig.
Ähnlich schwer ist die Entscheidung am Abend. Viele bleiben ganz einfach in einer der Bierkneipen am Rynek sitzen, weshalb es dort auch zu sehr später Stunde noch lebhaft zugeht. Wer lieber in origineller Umgebung einen guten Tropfen Wein trinken möchte, der sucht die Weinstube „Koniec Wieku“ auf. Sie befindet sich – über drei Stockwerke verteilt – in einem alten Festungsturm aus dem 13. Jahrhundert. Auf der umfangreichen Karte überwiegen die Spanier, aber auch deutsche, griechische, ungarische oder kalifornische Weine werden serviert.
Jazzfans pilgern zum Klub „Rura“, einer Institution nicht nur für Wroclaw: Seit 1979 treten dort bekannte polnische wie internationale Künstler auf. Konzerte sind mehrmals die Woche. Studentisches Publikum trifft sich abends gerne im Klub „Gumowa Róza“, der von der Musikerin Martyna Jakubowicz gegründet wurde. Eine Künstlergruppe hat die Kellerräume eingerichtet, gelegentlich finden Live-Konzerte statt, ansonsten läuft Jazz- oder Rockmusik vom Band. Eine ähnliche Szene drängt sich abends im Klub Artystów „Na Jatkach“. Im linken Raum lässt es sich bei Kerzenlicht gemütlich plaudern, aus dem rechten dröhnt Rock- und Housemusik. Wer sich nicht entscheiden mag, verweilt ein wenig im breiten Flur und schaut sich die Neuankömmlinge an.
An Wochenenden wird es auf dem kleinen Tanzboden des Artistenklubs eng. Wer nicht schon hier in Partystimmung verfällt, zieht weiter zu einem der größeren Schuppen. Vielleicht in den „axLevel Klub“, einen sehr schönen alten Gewölbekeller. Die Gäste dort sind eher jung, die Musik geht von Pop bis Funk und Soul. Die Gay- und Lesbenszene versammelt sich im kleinen Klub „Scena“, der seit vier Jahren für seine Houseparties bekannt ist. Zu den größten und bekanntesten Klubs gehört die „Radio Bar“. Sie erstreckt sich wie ein Labyrinth unter dem Rynek. Die Räume sind mit viel Metall und allerlei Technik der 50er Jahre dekoriert, auf der großen Tanzfläche treffen sich vorwiegend Partypeople zwischen 20 und 35 zum Disco-Mix. Wer dort nicht fündig wird, muss die Hoffnung nicht aufgeben. Schließlich brodelt es noch an vielen anderen Stellen unter dem mittelalterlichen Pflaster der Stadt.
Anreise:
Bahnverbindungen: ab Frankfurt (Main) und Berlin
Direktflüge: ab Frankfurt (Main) und München zum Flughafen im Vorort Strachowice
Entfernungen: nach Berlin 330 km, nach Warschau 344 km
Theater:
Teatr Polski, ul. Zapolskiej 3, Tel. 071/ 343 87 89
Teatr Kameralny, ul. Swidnicka 28, Tel. 071/ 344 62 01
Teatr Lalek (Puppentheater), Pl. Teatralny, Tel. 0 71/344 76 77
Teatr Pantomimy, Al. Debowa 1, Tel. 071/ 367 52 80
Musik:
Panstwowa Filharmonia, ul. Pilsudskiego 19, Tel. 071/ 342 70 01
Panstwowa Opera, ul. Swidnicka 3, Tel. 071/ 343 86 41
Bravo Klub EB, ul. Wystawowa 1, Tel. 071/ 372 93 38
Pub Pod Zielonym Kogutem, Pl. Teatralny 8, Tel. 071/ 342 01 87
Radio Bar, Rynek 48, Tel. 071/ 372 50 13
Ausstellungen:
Muzeum Narodowe (Nationalmuseum), Pl. Powstancow Warszawy 5, Tel. 071/ 343 56 43
Panorama Raclawiczka, ul. Purkyniego 11, Tel. 071/ 344 23 44
Muzeum Historyczne, ul. Sukiennice 14, Tel. 071/ 344 14 34
Stary Cmentarz Zydowski (Alter Jüdische Friedhof), ul. Slezna, Tel. 071/ 367 82 36
Aula Leopoldina, Pl. Uniwersytecki 1, Tel. 071/ 340 22 45
Galerie BWA Awangarda, ul. Witta Stwosza 32, Tel. 071/ 344 10 56
Galerie Design, ul. Swidnicka 2, Tel. 071/ 344 84 85
Galerie Grafiki i Rysunku, ul. Wiezienna 1, Tel. 071/ 342 94 62
Galerie Pod Plantonem, Rynek 58, Tel. 071/ 344 40 01
Galerie Slowa i Obrazu, Pl. Kosciuszki 10, Tel. 071/ 344 49 52
Touristeninformation:
Wroclaw/Breslau (50-101)
Rynek 14
Tel.: 071-3443111
Fax: 071-3442962
dolot@poczta.onet.pl
www.wroclaw.pl (englisch)
Sehenswürdigkeiten:
Bedeutendstes Baudenkmal ist das gotische Rathaus am Marktplatz, Rynek. Es wurde im 13. Jahrhundert begonnen und bis zum 16. Jahrhundert immer wieder um- und ausgebaut. Die Ostfassade schmückt eine astronomische Uhr aus dem Jahr 1580. An der Südseite findet sich der Eingang zur Piwnica Swidnicka, dem historischen Schweidnitzer Bierkeller.
Den alten Markt und den benachbarten Salzmarkt, Plac Solny, umgeben schöne Bürgerhäuser, die im gotischen und barocken Stil wieder aufgebaut wurden. Die Maria-Magdalena-Kirche am Markt stammt aus dem 14. Jahrhundert, das wertvolle romanische Portal ist noch 200 Jahre älter.
Die Dominsel, Ostrow Tumski, gilt als der älteste Teil der Stadt. Spuren einer ehemaligen Fürstenburg stammen aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Heute finden sich dort mehrere sehenswerte Sakralbauten. Der zweitürmige Johannesdom entstand zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert, die St. Ägidienkirche und die Kirche St. Martin reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück.
Auf der benachbarten Sandinsel, Wyspa Piaskowa, befindet sich die Kirche St. Maria auf dem Sande. Sie entstand im 14. Jahrhundert und besitzt einige wertvolle gotische Altare. Die kunstvoll ausgemalte Leopoldina-Aula im Hauptgebäude der traditionsreichen Universität gilt als einer der wertvollsten Barockräume Polens. Sie kann besichtigt werden.
Außerhalb des Zentrums, an der Straße Zygmunta Wroblewskiego entstand 1913 die von Max Berg entworfene Jahrhunderthalle mit der damals größten freischwebenden Kuppel der Welt. Sie bietet Platz für 20 000 Menschen. Unweit davon befindet sich das 1929 im Bauhaus-Stil entworfene Wohnviertel Sepolno.
Wroclaw verfügt über eines der bedeutendsten jüdischen Gotteshäuser in Polen, die Synagoge „Zum Weißen Storch“ , sowie einen großen Jüdischen Friedhof.
Wer die letzte noch verbliebene Synagoge in Wroclaw/Breslau besichtigen möchte, muss erst ein wenig suchen: Sie liegt abseits der Straße in einem großen Innenhof. Und gerade dieser Lage verdankt sie ihre heutige Existenz, denn in der so genannten Reichskristallnacht blieb sie nur deshalb vor Zerstörungen verschont, weil man befürchten musste, dass die Flammen auf die Nachbargebäude überschlagen. Nach Jahre langem Leerstand in der Zeit des Kommunismus wurden die schlimmsten Schäden beseitigt und die frühere Pracht lässt sich zumindest wieder erahnen.
An die ehemals bedeutende Jüdische Gemeinde in Breslau erinnert heute noch der Jüdische Friedhof im Süden der Stadt, auf dem bedeutende Kaufmannsfamilien wie die Wertheims ruhen, aber auch der deutsche Arbeiterführer Ferdinand Lassalle. Drei Synagogen und zahlreiche Geschäfte wurden von den Nazis 1938 zerstört. Nur die von Carl Gotthold Langhans 1829 erbaute Synagoge „Zum Weißen Storch“ überdauerte im Schutz ihrer Nachbargebäude die Nazizeit. Der klassizistische Bau galt früher als zweitgrößte und schönste Synagoge in Deutschland.
Bis 1968 konnte die stark dezimierte Jüdische Gemeinde von Wroclaw die Synagoge in der ul. Wlodkowica 7/9 noch für ihre Gottesdienste nutzen. Danach wurde sie auf offizielle Anordnung geschlossen. Der Bau wechselte die Besitzer, wurde aber fast drei Jahrzehnte lang nicht mehr genutzt und verfiel zusehends. Der Putz fiel ab, die Fenster und der Aufgang zur Empore waren zerstört, Deckenbalken verfault, das Dach teilweise eingestürzt.
Nach den politischen Veränderungen in Polen erhielt die Jüdische Gemeinde ihren Besitz zurück, 1996 wurde mit ersten Sicherungsarbeiten an der Synagoge begonnen. Zwei Jahre später fand zur Erinnerung an die Pogromnacht von 9. November1938 ein Gottesdienst in der Synagoge statt. Die Gäste, darunter auch zahlreiche Prominente, standen damals unter freiem Himmel. Erst später wurde das Dach wieder geschlossen. Auch der Fußboden und Teile der Innenwände wurden – zum Teil mit Geldern der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit – erneuert.
Noch heute umgibt ein großer Bauzaun das klassizistische Gebäude. Doch für aufwändige Arbeiten wie die Renovierung der stark zerstörten Außenfassade oder des Badehauses im Keller fehlt der Gemeinde das Geld. Rund drei Millionen Dollar sind nach Angaben aus der Gemeinde für die umfangreichen Arbeiten erforderlich. Doch immerhin: Es ist wieder Leben in das Gebäude eingekehrt. Regelmäßig finden Musik- und Theateraufführungen statt. Musik erklingt dort in den Wintermonaten jeden letzten Sonnabend im Monat, in den Sommermonaten wöchentlich – jeweils kurz nach Sonnenuntergang. Feste Besichtigungstermine gibt es nicht, aber im benachbarten Büro der Jüdischen Gemeinde kann man recht unkompliziert einen Termin vereinbaren. Im Inneren vermittelt eine kleine Fotoausstellung einen Eindruck vom Zustand des Hauses vor Beginn der Bauarbeiten.
Rings um die Synagoge hat sich wieder ein bescheidenes jüdisches Leben entwickelt. Dort gibt es seit einigen Jahren auch wieder eine Jüdische Schule. Der Gemeinde von Wroclaw und Umgebung gehören heute immerhin wieder rund 300 Familien an, sehr viel mehr sogar als in Krakau, aber zu wenige, um die mächtige Synagoge zu füllen. Die normalen Gottesdienste finden deshalb in einer ehemaligen Talmud-Schule statt.
Die Synagoge „Zum Weißen Storch“ befindet sich im Hof der ul. Wlodkowica 7/9, inmitten des ehemaligen jüdischen Viertels der Stadt, nur wenige Minuten Fußweg vom Marktplatz entfernt. Der Jüdische Friedhof mit seinen mehr als 10.000 Grabsteinen liegt südlich des Stadtzentrums an der ul. Slezna 113. Geöffnet ist er sonntags ab 12 Uhr.
Die Studentenstadt ist mit seinem großen Angebot an Klubs und Kneipen auch für junge Gäste attraktiv.
Gourmets und Szenegänger haben es in Wroclaw leicht. Denn fast alle interessanten Restaurants, Cafés, Bars und Klubs konzentrieren sich in der restaurierten Altstadt. Rund um den Rynek, den alten Marktplatz, treffen sich nicht nur die Touristen. Hier haben auch die Breslauer ihre Lieblings-Lokale. Für Neuankömmlinge gibt es allerdings erst einmal die Qual der Wahl, denn das Angebot ist kaum zu überblicken.
Der Tag beginnt mit einem guten Frühstück. Hierfür bieten sich neben den vielen Hotels die Kaffeehäuser am Rynek an. Eine gute Adresse ist zum Beispiel das „Pod Gryfami“. Holzvertäfelungen, Kerzenlicht und alte Stadtansichten an den Wänden sorgen für eine nostalgische Atmosphäre. Eher mediterran wirkt hingegen der Innenhof. Mehr als 20 Sorten Kaffee werden ausgeschenkt, dazu gibt es belegte Brote und weitere Frühstücksangebote.
In den Sommermonaten bilden Terrassencafés und -kneipen mit ihren bunten Schirmen einen doppelten Ring um den Marktplatz: der innere verläuft um das Rathaus und die ehemaligen Tuchhallen, der äußere entlang der vier Seiten des Rynek mit seinen farbenfrohen Bürgerhäusern. Wo man sich nieder lässt, um bei einem Bier oder Kaffee dem bunten Treiben auf den Straßen zuzuschauen, das hängt eigentlich nur davon ab, ob man lieber in der Sonne oder im Schatten sitzen möchte.
Schwieriger wird die Wahl, wenn sich der Magen meldet. Soll es polnisch, italienisch, mexikanisch oder vielleicht orientalisch sein, mit oder ohne Fleisch, preiswert oder exklusiv? Um es vorweg zu nehmen: Es findet sich für jeden etwas. Hier all die Spezialitätenlokale zu nennen, würde den Rahmen sprengen, verwiesen sei deshalb auf den ausführlichen Führer „Tu i ówdzie“, der jährlich aktualisiert wird und in der örtlichen Touristeninformation zu erwerben ist. Zwei Restaurants sollen dennoch hier erwähnt werden, denn beide nehmen für sich in Anspruch, die beste Küche in Wroclaw – und weit darüber hinaus – zu haben.
Da ist einmal das „Massimo“ in der wunderschönen Passage „Unter der blauen Sonne“ am Rynek. Verzierte Holzdecken, warme Wandfarben, gedämpftes Licht und Kerzenschein geben eine stimmungsvolle Atmosphäre. Inhaber Marek Szczerba bietet seit gut einem Jahr „stilechte italienische Küche“ – und das bedeutet für ihn „frisch, schmackhaft und einfach“. Italienische Köche bereiten alle Gerichte `a la carte zu, wer daran zweifelt, kann ihnen durch große Glasfenster von außen zuschauen. Qualität hat ihren Preis, zumal italienischen Zutaten viel teurer als in Deutschland sind, wie Marek Szczerba beklagt. So liegen die meisten Hauptgerichte zwischen 10 und 20 Euro. Doch die Ausgabe lohnt sich.
Ähnlich ist die Preislage beim Lokalrivalen. Das „Splendido“ in der traditionsreichen Einkaufsstraße ul. Âwidnicka vereint auf seiner Karte das Mittelmeer von Spanien über Frankreich bis Griechenland. Betritt man den Vorraum mit dem kleinen Springbrunnen, wähnt man sich bereits in südlichen Gefilden. Das Restaurant ist mit viel Holz auf rustikal getrimmt, Knoblauchzöpfe, Pfefferschoten und Schinken verstärken den mediterranen Eindruck. Die Speisekarte reicht von „Foie Gras aus Gänseleber mit Ahorn-Moosbeeren-Konfitüre“ bis zu „Lammrücken im Thymiankleid“ oder „Dorade `a la Catalunya“.
Ein drittes Lokal verdient Erwähnung. Zum einen, weil es schon Kultstatus besitzt: Die Bar Wegetarianska „Vega“ am Rathaus war vor zehn Jahren das erste vegetarische Lokal in Polen. Zum anderen, weil es für ein SB-Restaurant hervorragende Qualität bietet. Verwendet werden nur Zutaten aus ökologischem Anbau. Die Auswahl ist groß, der Preis von vier bis fünf Mark für Hauptgerichte unschlagbar günstig.
Ähnlich schwer ist die Entscheidung am Abend. Viele bleiben ganz einfach in einer der Bierkneipen am Rynek sitzen, weshalb es dort auch zu sehr später Stunde noch lebhaft zugeht. Wer lieber in origineller Umgebung einen guten Tropfen Wein trinken möchte, der sucht die Weinstube „Koniec Wieku“ auf. Sie befindet sich – über drei Stockwerke verteilt – in einem alten Festungsturm aus dem 13. Jahrhundert. Auf der umfangreichen Karte überwiegen die Spanier, aber auch deutsche, griechische, ungarische oder kalifornische Weine werden serviert.
Jazzfans pilgern zum Klub „Rura“, einer Institution nicht nur für Wroclaw: Seit 1979 treten dort bekannte polnische wie internationale Künstler auf. Konzerte sind mehrmals die Woche. Studentisches Publikum trifft sich abends gerne im Klub „Gumowa Róza“, der von der Musikerin Martyna Jakubowicz gegründet wurde. Eine Künstlergruppe hat die Kellerräume eingerichtet, gelegentlich finden Live-Konzerte statt, ansonsten läuft Jazz- oder Rockmusik vom Band. Eine ähnliche Szene drängt sich abends im Klub Artystów „Na Jatkach“. Im linken Raum lässt es sich bei Kerzenlicht gemütlich plaudern, aus dem rechten dröhnt Rock- und Housemusik. Wer sich nicht entscheiden mag, verweilt ein wenig im breiten Flur und schaut sich die Neuankömmlinge an.
An Wochenenden wird es auf dem kleinen Tanzboden des Artistenklubs eng. Wer nicht schon hier in Partystimmung verfällt, zieht weiter zu einem der größeren Schuppen. Vielleicht in den „axLevel Klub“, einen sehr schönen alten Gewölbekeller. Die Gäste dort sind eher jung, die Musik geht von Pop bis Funk und Soul. Die Gay- und Lesbenszene versammelt sich im kleinen Klub „Scena“, der seit vier Jahren für seine Houseparties bekannt ist. Zu den größten und bekanntesten Klubs gehört die „Radio Bar“. Sie erstreckt sich wie ein Labyrinth unter dem Rynek. Die Räume sind mit viel Metall und allerlei Technik der 50er Jahre dekoriert, auf der großen Tanzfläche treffen sich vorwiegend Partypeople zwischen 20 und 35 zum Disco-Mix. Wer dort nicht fündig wird, muss die Hoffnung nicht aufgeben. Schließlich brodelt es noch an vielen anderen Stellen unter dem mittelalterlichen Pflaster der Stadt.
Anreise:
Bahnverbindungen: ab Frankfurt (Main) und Berlin
Direktflüge: ab Frankfurt (Main) und München zum Flughafen im Vorort Strachowice
Entfernungen: nach Berlin 330 km, nach Warschau 344 km
Theater:
Teatr Polski, ul. Zapolskiej 3, Tel. 071/ 343 87 89
Teatr Kameralny, ul. Swidnicka 28, Tel. 071/ 344 62 01
Teatr Lalek (Puppentheater), Pl. Teatralny, Tel. 0 71/344 76 77
Teatr Pantomimy, Al. Debowa 1, Tel. 071/ 367 52 80
Musik:
Panstwowa Filharmonia, ul. Pilsudskiego 19, Tel. 071/ 342 70 01
Panstwowa Opera, ul. Swidnicka 3, Tel. 071/ 343 86 41
Bravo Klub EB, ul. Wystawowa 1, Tel. 071/ 372 93 38
Pub Pod Zielonym Kogutem, Pl. Teatralny 8, Tel. 071/ 342 01 87
Radio Bar, Rynek 48, Tel. 071/ 372 50 13
Ausstellungen:
Muzeum Narodowe (Nationalmuseum), Pl. Powstancow Warszawy 5, Tel. 071/ 343 56 43
Panorama Raclawiczka, ul. Purkyniego 11, Tel. 071/ 344 23 44
Muzeum Historyczne, ul. Sukiennice 14, Tel. 071/ 344 14 34
Stary Cmentarz Zydowski (Alter Jüdische Friedhof), ul. Slezna, Tel. 071/ 367 82 36
Aula Leopoldina, Pl. Uniwersytecki 1, Tel. 071/ 340 22 45
Galerie BWA Awangarda, ul. Witta Stwosza 32, Tel. 071/ 344 10 56
Galerie Design, ul. Swidnicka 2, Tel. 071/ 344 84 85
Galerie Grafiki i Rysunku, ul. Wiezienna 1, Tel. 071/ 342 94 62
Galerie Pod Plantonem, Rynek 58, Tel. 071/ 344 40 01
Galerie Slowa i Obrazu, Pl. Kosciuszki 10, Tel. 071/ 344 49 52
Touristeninformation:
Wroclaw/Breslau (50-101)
Rynek 14
Tel.: 071-3443111
Fax: 071-3442962
dolot@poczta.onet.pl
www.wroclaw.pl (englisch)